Puch 3-Gang Highriser aus Salzburg

Da taucht ein schöner seltener und originaler gelber Puch 3-Gang Highriser auf und ich bin zu langsam. Angeboten wurde er in einem Antikladen in Salzburg, der glückliche Käufer ist Max – er hat dann auch Kontakt mit mir aufgenommen und mir einen netten Restaurationsbericht und Fotos übermittelt:

Puch 3-Gang Highriser
Puch 3-Gang Highriser
Puch 3-Gang Highriser
Puch 3-Gang Highriser

Eigentlich auf der Suche nach einem authentischen Puch-Ledertascherl für ein mögliches E-Bike-Projekt stieß ich während der Recherche zufällig auf die Anzeige eines Antikhändlers, welcher ein gelbes Bonanzarad zum Verkauf anbot. Meine Güte. Diese schiere Einzigartigkeit, diese edle und doch wilde Kombination aus Stil und Funktionalität in einem Rad verpackt! Ich musste es haben. Minuten später fuhr ich grinsend des Weges. Mit dem Transporter, denn schließlich musste der Puch Highriser erstmal gesichtet, zerlegt und revitalisiert werden.

Ich hatte schon unzählige Räder unter meinen Fingern, meist alte Rennräder, welchen ich liebevoll neuen Glanz einhauchte um sie anschließend wieder zu veräußern. Großstädter sind regelrecht scharf drauf. Doch der Highriser ist was Besonderes. Ein besonderes Stück österreichischer Fahrradkultur. Der wird nicht veräußert. Der wird selbst gefahren.

Puch 3-Gang Highriser
Puch 3-Gang Highriser
Puch 3-Gang Highriser
Puch 3-Gang Highriser

Der Highriser wurde komplett zerlegt, alle Anbauteile abgeschraubt, fein säuberlich gesichtet und geschlichtet, ehe es ans aufbereiten ging. Die Reifen selbst waren abgefahren und spröde, als Ersatz orderte ich auf Anraten von Highriserguru René den Schwalbe Knobby in 20×2,0 und einen Kenda in 20×1,75. Original hat der Hinterreifen eine Dimension von 20×2,125, weshalb ich auch noch einen Michelin Mambo orderte, welcher mir allein dem aggressiven Crossprofil wegen besser gefiel als der brave Schwalbe. Neue Schläuche waren natürlich auch fällig.

Der nackte Rahmen wurde von allen erdenklichen Schmutzresten befreit, hartnäckiger, 40 Jahre alter Fliegenkot entfernt und anschließend mit Sonax-Autopolitur aufpoliert. Kleinere, unzählige Lackfehler sind natürlich bei einem Jugendrad immer irgendwo vorhanden, aber neu lackieren kommt zwecks Erhalt der Originalität nicht in Frage. Um eine „cleane“ Optik zu erhalten, verlegte ich das Rücklichtkabel im Rahmen. Dazu bohrte ich in kleines 4mm Loch ins Unterrohr und zog mit Trick 17 das Kabel bis zur linken Kettenstrebe, wo ohnehin schon eine Ablassbohrung im Rahmen war. Trick 17: eine kleine Federscheibe oder ähnliches an einen Zwirn klemmen, die Scheibe ins Bohrloch einführen und am Tretlager mit dem Staubsauger wieder raussaugen, ruckz-zuckz ist der Faden im Unterrohr bzw. der Kettenstrebe, und dass Lichtkabel kann bequem daran eingezogen werden.

Nächster Schritt war die Aufbereitung der Laufräder. Die beiden Räder wurden komplett ausgespeicht, die Speichen mit Mirlon Schleifwolle von der Patina befreit, die Felgen mit der Bohrmaschine und einem Polieraufsatz aus dem Baumarkt aufpoliert, die Vorderradnabe zerlegt und neu gefettet, die 515er-Torpedonabe wurde nur poliert und deren Lagerspiel mit einem extra besorgten Torpedo-Werkzeug neu eingestellt. Höhen- und Seitenschläge bestmöglich ausgemerzt (bei gebrauchten Stahlfelgen immer schwierig). Die Kette wurde bequem am Kettenschloß geöffnet und abgenommen, gereinigt und in Öl eingelegt.

Anschließend wurden alle weiteren Chromteile poliert, freilich lässt sich nicht jeder Flugrost in Bling-Bling umwandeln, aber ein 40 Jahre altes Rad muss auch nicht wie neu aussehen. Am Dynamo selbst ist eine 7 73 eingestanzt, was Rückschlüsse auf das Baujahr gibt. Der lässige Bananensattel wurde mit neuem Kunstleder und Schaumstoffeinlagen frisch bespannt, da die alte Schaumstofffüllung komplett aufgelöst war.

Puch 3-Gang Highriser
Puch 3-Gang Highriser
Puch 3-Gang Highriser
Puch 3-Gang Highriser

Für das Rücklicht musste ich einen eigenen Halter konstruieren, ich verwendetet dafür einfaches Stahlband, wie es in der Industrie zum Kisten verzurren verwendet wird, und formte daraus den grazilen Lichthalter, um das Rücklicht wieder am originalen Montageplatz anbringen zu können.

Die Schaltkonsole wurde lediglich neu geschmiert und gereinigt. Die Fertigstellung des Highrisers ging schnell voran, jeden Tag 1-2h in der Werkstatt, schlussendlich gönnte ich mir noch einen originalverpackten VDO-Analog-Tacho mit 0km, bastelte für diesen einen Halter aus Edelstahl und montierte diese einfach an die Vorbauschraube. Angeschrieben bis 70km/h. Sollte reichen.

Als zeitgemäßes Gimmik kam noch ein Fuchsschwanz an die Sissybar. Einfach mit einem Schlüsselring befestigt. Fertig. Die erste Probefahrt war nur kurz, denn der Frühling lässt sich noch Zeit.

Doch die Zeit, in der ich entspannt mit dem Highriser etwas Stress aus dem Alltagsleben nehme und zum Mostbauern radle, flankiert von meinem Girl auf einem blauen Puch Camping, die kommt bestimmt…

Ein Gedanke zu ”Puch 3-Gang Highriser aus Salzburg

  1. Herzlichen Dank für Ihren Bericht über den Puch 3-Gang-Highriser. Mein bereits 1985 verstorbener Vater hat mir genau dieses Fahrrad – vermutlich etwa 1974 als ich noch ein Kind war – geschenkt. Es war ein wunderbares Fahrrad, mit dem ich meine ersten größeren Ausflüge gemacht habe. Ich habe das Fahrrad zwar noch sehr lange im Keller aufbewahrt, meine Mutter hat es dann aber eines Tages mangels Gebrauch vermutlich entsorgt. Eine schöne und etwas traurige Reise in die Vergangenheit…
    Besten Dank.
    Hanno

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